Zur Hauptnavigation springenZum Hauptinhalt springen

Pressemitteilung

ÖDP auf Waldbegehung mit Michael Bartl

Waldbegehung mit Förster und Jäger Michael Bartl

Hohenkemnath. Spannende Einblicke in die Zusammenhänge zwischen Jagd und naturnahen Wäldern erhielten die Mitglieder und Interessenten des ÖDP-Kreisverbandes, die sich mit Förster und Jäger Michael Bartl zu einer Waldbegehung in der Nähe von Hohenkemnath getroffen hatten. Bartl zeigte anhand eines sogenannten „Käferlochs“, also eines punktuellen Kahlschlages nach Borkenkäferbefall vor einigen Jahren, eindrucksvoll, dass eine natürliche Wiederbesiedlung solcher Standorte durch heimische Baumarten keineswegs ein Automatismus ist. Trotz sehr guter Belichtung breitet sich hier lediglich Brombeergestrüpp aus, das nur sehr wenigen Tierarten einen Lebensraum bietet. Vereinzelt sichtbare Fichtenschösslinge kommen nicht über eine Höhe von wenigen Zentimetern hinaus.

Ein völlig anderes Bild zeigte sich dagegen in einer nahegelegenen Einzäunung: hier genügen zwei, drei mächtige alte Tannen als Samenspender, um dafür zu sorgen, dass der gesamte Waldboden von jungen grünen Tannen bedeckt ist. Diese jungen Tannen weisen unterschiedliche Wachstumsstadien auf. Den frappierenden Unterschied erklärte Bartl damit, dass im Zaun der Wildverbiss ausgeschlossen ist, während vor allem die Rehe sämtliche kleine Tannen außerhalb der Schonung abfressen. Eine natürliche Sukzession mit klimaresistentem Mischwald sei nur dort möglich, wo das Schalenwild durch waldfreundliche Jagd im Zaum gehalten werde. Während in großflächigen natürlichen Wäldern das Schalenwild nicht nur durch Beutegreifer wie Wolf und Luchs, sondern vor allem durch die Knappheit des Futters begrenzt werde, sei das in kleingliedrigen Wäldern, die an landwirtschaftliche Nutzflächen grenzen, längst nicht mehr der Fall. Dort finde das Schalenwild einen so reichhaltig gedeckten Tisch, dass es sich derart rasant vermehrt, dass eine natürliche Verjüngung des Waldes durch Verbiss von Trieben massiv behindert werde. 

Wer „ja“ zur Verwendung des umweltfreundlichen heimischen Rohstoffs Holz an Stelle von CO²-intensiven Baustoffen wie Beton, Stahl, Glas oder Aluminium sage, der müsse einer nachhaltig wirtschaftenden Forstwirtschaft auch wirtschaftlich eine Chance lassen. Dazu müssten die Schalenwildbestände aber durch wesentlich konsequentere Bejagung als heute auf ein tragbares Maß zurückgeführt werden, wogegen der aufs engste mit der Politik verfilzte Jagdverband aber seit Jahrzehnten hinhaltenden Wiederstand leiste. In Zeiten des Klimawandels erhält der Umbau der Wälder von Fichte und Kiefer hin zu trockenheitsresistenten Baumarten eine Bedeutung, die über den Fortbestand der Wälder entscheiden wird, wie man derzeit in Oberfranken schon sehen kann.

 

FOTO: Das Foto stammt von Christoph Zollbrecht und zeigt Michael Bartl ganz rechts

Zurück